Leidenschaftslos?!

LIEBESERKLÄRUNGEN - DAS BLOGMAGAZIN DER SJS BERATUNG

Sabine Jantzer-Schmidt

Paartherapeut & Beziehungscoach

Reibung erzeugt Wärme und Funken können das Feuer der Leidenschaft entfachen. Soweit – so klar! Aber was hat das mit Bedürfnismanagement zu tun? Und – was ist das überhaupt?

Wenn Sie gerne wissen möchten. 

  • wie Leidenschaft entsteht
  • und wie auch Ihre Beziehung von einem harmonischen Bedürfnismanagement profitieren kann,

dann nehmen Sie sich bitte fünf Minuten Zeit und lesen Sie unseren Blog.

Ein Fall aus der Praxis: Uwe und Christina

Eines Tages kamen Uwe und Christina zu uns, um sich von uns durch ihre Trennung begleiten zu lassen. 

Die beiden, die natürlich nicht Uwe und Christina heißen, waren zu diesem Zeitpunkt Ende 30, seit 10 Jahren ein Paar und gut 8 Jahren verheiratet.

Sie hatten eine glückliche und zufriedene Beziehung geführt, bis zu dem Moment vor ein paar Monaten, als Christina, für Uwe völlig plötzlich und unerwartet, die Trennung und Scheidung verlangte.

Was war passiert?

Auslöser der Krise war ein Streit bei einem großen Familienfest. Mehr als 100 Gäste waren zusammengekommen, um den Geburtstag von Uwes Vater zu feiern. Nach reichlich gutem Essen und vielen alkoholischen Getränken kam es zu später Stunde zu einem Streit. Allerdings nicht zwischen Uwe und Christina, sondern zwischen Uwes älterem Bruder Paul und dessen Frau Olivia. 

Paul und Olivia gerieten auf der Tanzfläche aneinander. Paul wollte gehen, Olivia noch bleiben. Paul fand, Olivia hätte zu viel getrunken. Olivia fand, dass sie noch lange nicht genug getrunken hätte, um nicht zu bemerken, dass Paul der Trauzeugin zu tief in den Ausschnitt starre. Paul war der Meinung, dass das absolut angemessen war, denn schließlich würde Olivia schon den ganzen Tag mit jedem verfügbaren Mann flirten, … Ein Wort gab das andere. Der Ton wurde lauter und rauer. Stimmen wurden erhoben, die Aufmerksamkeit aller Anwesender richtete sich auf das streitende Paar. 

Die Lage eskalierte, als Olivia Paul ein Glas Wein ins Gesicht schüttete und dann heulend und außer sich vor Zorn aus dem Saal rannte. Paul, peinlich berührt, murmelte eine Entschuldigung und folgte ihr. 

Man wollte den beiden einen Moment Zeit geben, um sich wieder zu sammeln, doch als sie nach einer halben Stunde noch immer nicht  zurückgekehrt waren, begannen die anderen Gäste, sich Sorgen zu machen. War die Situation ohne Publikum vielleicht vollständig aus dem Ruder gelaufen? Am Ende hielten es alle Anwesende für eine gute Idee, Uwe und Christina hinter den beiden Streithähnen herzuschicken um einmal nach dem Rechten zu sehen.

Nach kurzer Suche fanden sie das Paar in einem zum Gasthof gehörenden Nebengebäude. Olivia und Paul hatten nicht die erwartete handgreifliche Auseinandersetzung, sondern leidenschaftlichen Sex. Peinlich berührt zogen sich Uwe und Christina unbemerkt zurück

„Und genau in diesem Moment wußte ich, dass meine Ehe mit Uwe am Ende ist.“
Christina
Klientin

In all den Jahren mit Uwe hätte sie nie auch nur annähernd einen solch leidenschaftlichen  Moment erlebt, wie sie ihn bei Olivia und Paul an diesem Abend gesehen hatte. Und damit meinte sie nicht den Sex. Nein – ihr ging es um die Auseinandersetzung davor.

„Wir haben uns noch nie um oder über irgendwas gestritten. Wir sind immer kultiviert und höflich. Entweder einer von uns verzichtet oder wir einigen uns wie zwei Geschäftsleute. – Kompromisse ohne Emotionen. Ohne große Gefühle. Dadurch ist über die Jahre die Flamme unserer Leidenschaft immer kleiner geworden und bei mir ist der Ofen nun endgültig aus.“ lauteten ihre Worte bei unserem ersten Gespräch.

Uwe verstand die Welt nicht mehr. Was war nur in seine Frau gefahren, dass sie plötzlich so irrational reagierte und dann auch noch auf eine Situation, die sie beide, seiner Meinung nach, nicht im entferntesten betraf? Zwischen ihnen beiden war doch alles so, wie immer?! 

Zwar beschrieb auch Uwe den Zustand seiner Beziehung zu Christina als nicht „unbedingt ideal“. Aber man habe sich doch immer gut verstanden und viele schöne und – vor allem – harmonische Zeiten miteinander verbracht. Hatte er ihr etwa je einen Anlass für ein solches Spektakel gegeben? Oder hatte er sich Christina gegenüber jemals so respektlos verhalten wie Paul gegenüber Olivia? Für ihn war gerade die Stabilität und Kontinuität im emotionalen Bereich der entscheidende Faktor für seine Beziehungszufriedenheit.

“Solche Dramen, wie meine Eltern und mein Bruder sie leben, habe ich nie vermisst. Natürlich hätte ich auch manchmal gerne etwas mehr knisternde Spannung mit Christina erlebt, aber das ist eben der Preis, den man für ein harmonisches Leben bezahlen müsse. „Man kann nicht beides haben!” meinte er in unserem ersten Gespräch.

An diesem Nachmittag erzählt er Christina zum ersten Mal von den heftigen Auseinandersetzungen und Trennungsszenen, die er als Kind alle paar Wochen und Monate bei seinen Eltern mit ansehen musste. Für Uwe stand seither fest: Eine solche Beziehung wollte er niemals führen! Und obwohl er Christina sehr liebte, hielt er eine Trennung für unausweichlich, wenn sie daran etwas ändern wollte.

Um diese Trennung, wie Uwe sagte, „ohne großes Trara“ über die Bühne zu bringen, hatten sie uns um unsere Unterstützung als Trennungsexperten gebeten. (Kurze Zwischenfrage: Wer erkennt das Muster?) Und an dieser Trennung arbeiteten wir zunächst für ein paar Monate.

Ein kleiner Exkurs ZUR Beziehungsanatomy

Auseinandersetzung, die

Wortart:   Substantiv, Femininum

Lautschrift: [aʊ̯sʔaɪ̯ˈnandɐˌzɛʦʊŋ]

Bedeutung:

eingehende Beschäftigung mit etwas

Bevor ich Ihnen noch mehr von Uwe und Christina erzähle, möchte ich Ihnen etwas Hintergrundwissen zum Thema Beziehungsanatomy vermitteln. Beziehungsanatomy beschreibt die Elemente und Strukturen, aus denen sich eine Beziehung zusammensetzt. Dazu zählen, neben Gefühlen und Emotionen, auch Werte, Bedürfnisse, Überzeugungen und Ziele. Sie liefern die  Bausteine, die die Architektur einer Beziehung ausmachen . 

Der Wunsch nach Harmonie spielt für viele Menschen in der Beziehungsanatomy eine wichtige Rolle. Harmonie ist eine wunderbare Sache und einer der Pfeiler, auf denen eine stabile Beziehung ruhen kann. Doch wenn unsere Beziehung auf Dauer bestehen soll, braucht sie MEHR als das. Sie braucht regelmäßige Pflege, so, wie eine Pflanze Wasser und Dünger braucht, um sich gesund zu entwickeln.

Der Dünger für unsere Beziehung ist, wenn man so will, die Beschäftigung mit den Wünschen, Bedürfnissen, Träumen, Zielen, Meinungen, Ansichten und Überzeugungen unseres Partners oder unserer Partnerin. Unser Partner oder unsere Partnerin wünscht sich die Auseinandersetzung mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen als eine Form der Zuwendung.

Enthalten wir diese Form der Zuwendung unserem Partner oder Partnerin vor, kann daraus ein Leere entstehen, ein Zuneigungsvakuum. Unser Partner oder unsere Partnerin interpretiert diesen Mangel vielleicht als Gleichgültigkeit ihrer oder seiner Person gegenüber und schon gerät das Fundament unserer Beziehung ins Wanken.

Wie bei allen Dingen im Leben ist das richtige Maß, die Menge an Aufmerksamkeit die wir auf unseren Partner oder unsere Partnerin richten und die Masse an Energie, die wir für das Auseinandersetzen mit ihm oder ihr investieren, entscheidend für das Gelingen oder Scheitern.

Ich spreche davon, sich mit ihm oder ihr auseinanderzusetzen! Sich auseinanderzusetzen ist in diesem Fall nicht als Synonym für ein Streitgespräch mit dem Partner oder der Partnerin zu verstehen, auch wenn ein kleiner Streit dann und wann zu diesem Prozess dazu gehören kann.

Bedürfnismanagement als Wegbereiter der Harmonie

Sich aneinander zu reiben, sich mit den Bedürfnissen des oder der anderen auseinanderzusetzen und sie gegen die eigenen Wünsche und Überzeugungen zu spiegeln und gemeinsam lebbare Kompromisse zu finden – das ist Bedürfnismanagement. Dies ist eine große Herausforderung und kann eine sehr anstrengende Beschäftigung sein. Aber sie ist in einer funktionalen Beziehung unumgänglich und sie ist auch die mit Abstand spannendste und bereicherndste Aufgabe, der sich ein Paar stellen kann.

Harmonie ist also kein gegebener Umstand, sondern das Ergebnis der intensiven Auseinandersetzung mit den Wünschen und Bedürfnissen des Partners oder der Partnerin im Spannungsfeld der eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Ein konstruktives Bedürfnismanagement ist anstrengend, setzt aber Energien frei, die emotionale Wärme und Nähe erzeugen. Entscheidend ist dabei die Balance zwischen Auseinandersetzung und emotionalem Einsatz. Oder anders gesagt: Die Funken entfachen das Feuer. – Die Größe der Flamme bestimmen Sie!

Mit Uwe und Christina üben wir nun Bedürfnismanagement im Rahmen ihres Trennungsprozesses. Dadurch bekommen die unterschiedlichen Wünsche und Sichtweisen von beiden endlich einen Platz in ihrer Beziehung. Das führt zuweilen zu überraschenden kleinen Feuern der Leidenschaft, die beide als spannend und bereichernd empfinden.

Über die Autorin

Sabine Jantzer-Schmidt ist Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Systemische Beraterin, Paarcoach, Sexualtherapeutin, Lifecoach und Zertifizierte Mediatorin nach dem Mediationsgesetz. Ihr Spezialgebiet ist die Auswirkung von Suchtverhalten und Persönlichkeitsstörungen auf Beziehungen. 

In Ihrer PRAXIS AN DEN SAUMSEEN bietet sie, gemeinsam mit ihrem Mann Oliver Schmidt, Paaren und Singles unkonventionelle, kreative und originelle Lösungen bei Beziehungsproblemen und in Beziehungskrisen. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit sehen Oliver und Sabine in der Auflösung von Störungen in der Kommunikation, dem Beziehungsmanagement und der Sexualität. 

Ihr Stil ist geprägt durch die besondere Verbindung von fachlicher Kompetenz und persönlicher Erfahrung. Die beiden sind seit 30 Jahren ein Paar, verheiratet und haben drei Kinder.

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Sabine
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Systemische Beraterin | Systemische Paarberaterin | Lifecoach | Zertifizierte Mediatorin nach dem Mediationsgesetz | Heilpraktikerin für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz

Oliver
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Systemischer Berater | Systemischer Paarberater | Lifecoach | Zertifizierter Mediator nach dem Mediationsgesetz

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