Sokratische Methode
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Was ist wahre Liebe? Darf man seinen dementen Ehemann verlassen? Soll man gehen oder doch besser bleiben? – Wenn es um die Beantwortung der lebensphilosophischen Fragen unserer Klienten geht, ist die sokratische Methode das Werkzeug unserer Wahl.
Inhalt
- Literatur & Quellen
Ich hätte da mal eine Frage ...
Manchmal bringen Klienten in unsere PRAXIS AN DEN SAUMSEEN eine große Ratlosigkeit mit.
Wenn es darum geht, solche Fragen „mit Tiefgang“ zu bearbeiten, bedienen wir uns der Methode des sokratischen Gesprächs, wie sie von Dr. rer. soc., Dipl. Psych., Dipl. Kfm. Harlich H. Stavemann in seinem Buch Sokratische Gesprächsführung in Therapie und Beratung¹ beschrieben wird.
die sokratische Methode
Mäeutik, die
Wortart: Substantiv, feminin
Lautschrift: [mɛˈɔɪ̯tɪk]
Bedeutung:
Lehrform (Didaktik) von Sokrates, bei der der Lehrer den Schüler fragt und ihn mit seinem eigenen Wissen zu den Antworten führt
Die sokratische Gesprächsführung ist eine ursprünglich philosophische Methode, die zu eigenverantwortlichem Denken, Reflexion und Selbstbesinnung anleitet. Sie geht auf die mäieutische Methode des griechischen Philosophen Sokrates (470-399 v. Chr.) zurück.
Sokrates verglich seine Rolle als Gesprächsführer mit der einer Hebamme (griechisch: maia). So wie eine Hebamme einem Kind hilft, auf die Welt zu kommen, verhelfe er seinen Gesprächspartnern, ihre eigenen Gedanken und Ideen zu gebären.
Was macht die sokratische Methode aus?
Immer dann, wenn es nicht um den Weitergabe objektiven Wissens, sondern um die Entdeckung von Möglichkeiten und Lösungsansätzen geht, ist der sokratische Dialog unser vielversprechendstes Werkzeug. Charakteristisch für die sokratische Gesprächsführung ist die totale Abstinenz von dogmatischer Wissensvermittlung. Damit bietet sie uns genau das, was wir brauchen. Es geht ja bei solchen Fragen nicht um die Vermittlung einer objektiven Wahrheit, sondern um die Entdeckung einer subjektiven Lösung.
Wo findet die sokratische Methode Verwendung?
Die sokratische Gesprächsführung kann in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden.
- In der Philosophie: Um auf theoretischer Ebene komplexe Fragen zu diskutieren und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
- In der Pädagogik: Um Schüler zum eigenständigen Denken und Lernen zu motivieren.
- In der Therapie und Beratung: Um Klienten dabei zu unterstützen, ihre Probleme zu verstehen und neue Lösungen zu finden.
Die sokratische Methode in der Therapie und Beratung
Durch eine naive und zum Teil auch provokante Fragentechnik wird der Klient zum Nachdenken angeregt und dazu eingeladen, sich bestehender Affirmationen und Glaubessätze bewusst zu werden, die eigenen Annahmen kritisch zu hinterfragen und bestehenden Positionen neu zu überdenken. Die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema oder einem Konzept eröffnet dem Klienten neue Perspektiven und schaffen ihm die Möglichkeit, tiefere Einsichten zu gewinnen oder ein eigenes Verständnis zu entwickeln.
Bei welcher Art von Fragen ist die sokratische Methode anwendbar?
Der explikative sokratische Dialog dient der Beantwortung der „Was ist das?“-Frage und somit der Klärung von Begriffen.
Der normative sokratische Dialog dient der Beantwortung der „Darf ich das?“-Frage: Ist eine gewisse Einstellung oder Handlungen vor einem bestimmten Sozialisationshintergrund und einer ethisch-moralischen Grundeinstellung vertretbar?
Der funktionale sokratische Dialog dient der Beantwortung der „Soll ich das?“-Frage und somit der Prüfung, welche alternativen Einstellungen oder Handlungen bei gegebenen Lebenszielen zielführend sind.
Die Grundsätze der sokratischen Gesprächsführung
Die Durchführung der sokratische Methode basiert auf den folgenden Grundsätzen:
- Fragen statt Antworten: Der Coach gibt keine Antworten, sondern stellt Fragen, um den Klienten zum Nachdenken anzuregen.
- Aktives Zuhören: Der Coach hört den Antworten des Klienten aufmerksam zu und stellt weitere Fragen, um das Verständnis zu vertiefen.
- Reflexion: Durch gezieltes Hinterfragen von Annahmen fordert der Coach den Klienten dazu heraus, Annahmen und Überzeugungen zu hinterfragen.
- Induktives Denken: Der Coach führt den Klienten durch eine Reihe von Fragen, um ihm dabei zu unterstützen, eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.
- Kritisches Denken: Der Coach fördert kritisches Denken, indem er den Klienten ermutigt, Beweise zu hinterfragen und selbst Schlussfolgerungen zu ziehen.
Was sind die Vorteile der sokratischen Gesprächsführung?
Die Vorteile der sokratischen Gesprächsführung sind:
- Sokratische Fragen fördern kritisches Denken. Sie regen zum Nachdenken an und fordern dazu heraus, eigene Annahmen in Frage zu stellen.
- Sie hilft dabei, Widersprüche und Ungereimtheiten in der eigenen Argumentation zu erkennen.
- Sie kann zu neuen Erkenntnissen und Einsichten führen.
- Sie stärkt das Selbstvertrauen und die Entscheidungsfähigkeit.
- Sie fördert die Entwicklung von Kreativität und Problemlösekompetenz.
- Sie verbessert die Argumentations- und Diskussionsfähigkeiten, denn sokratische Gespräche erfordern es, Argumente klar und prägnant zu artikulieren und die Argumente anderer respektvoll zu hinterfragen.
- Sie unterstützt das Verständnis und die Toleranz für unterschiedlicher Perspektiven. und Meinungen.
- Sie verschafft Klarheit über das eigene Wertegerüst und den inneren Kompass.
Sokratische Fragen dienen der Selbstentdeckung eigener Ideen.
Herausforderungen der sokratischen Gesprächsführung
Die sokratische Gesprächsführung kann auch einige Herausforderungen mit sich bringen, darunter z.B.:
- Das Führen Sokratischer Gespräche ist zeitintensiv, da alle Beteiligten eigene Gedanken entwickeln und Antworten formulieren sollen.
- Die sokratische Gesprächsführung ist eine anspruchsvolle Methode, die Übung und Geduld erfordert. Sie kann jedoch sehr effektiv sein, um Menschen dabei zu unterstützen, ihr eigenes Potenzial zu entfalten.
- Klienten, die es gewohnt sind, Antworten zu bekommen, können frustriert sein, wenn sie stattdessen mit Fragen konfrontiert werden.
- Die Anwendung der sokratischen Methode stellt hohe Anforderungen an den Coach. Er muss in der Lage sein, effektive Fragen zu stellen und aufmerksam zuzuhören.
Tipps zum Führen sokratischer Gespräche
Hier sind einige Tipps zum Führen sokratischer Gespräche:
- Stellen Sie offene Fragen, die nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden können.
- Hören Sie genau zu und stellen Sie Folgefragen, um Ihr Verständnis zu vertiefen.
- Seien Sie geduldig! Es braucht Zeit, sich an diese Methode zu gewöhnen.
- Konzentrieren Sie sich auf den Prozess, nicht auf das Produkt! Das Ziel sokratischer Gespräche ist es nicht, die richtige Antwort zu finden, sondern den Prozess des Denkens und Lernens zu fördern.
Literatur & Quellen
Weitere Informationen zur sokratischen Gesprächsführung finden Sie hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sokratische_Methode
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